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Damit es weiter summt und brummt – Was können wir tun, um den rasanten Verlust an biologischer Vielfalt zu stoppen?

Unter diesem Motto stand am 16. November eine Veranstaltung in Weinheim, von der uns unsere
Gemeinderätin Renate Tokur berichtet hat.

Bild: von Renate Tokur

Referenten waren der baden-württembergische Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann und Siegfried Demuth vom BUND Weinheim, beide studierte Biologen. Begrüßt wurden die zahlreichen Gäste von unserem grünen Landtagsabgeordneten Uli Sckerl.

Laut Dr. Baumann ist die Zahl der Insekten in Deutschland in den letzten 30 Jahren massiv
zurückgegangen, nach einer aktuellen Schätzung um 75 %.

Betroffen sind die unterschiedlichsten Gruppen, darunter Bienen und Schmetterlinge. Dies hat gravierende Auswirkungen, da bei einem Ausfall der Blütenbestäuber unsere Landwirtschaft und Ernährung bedroht sind. Außerdem sind Insekten die Nahrungsgrundlage zahlreicher Vogel- und anderer Arten und damit entscheidend für
die biologische Vielfalt im Ganzen. Als Hauptursache für den Rückgang wird der Einsatz von
Insektiziden, v. a. Neonicotinoiden, und Pestiziden wie Glyphosat vermutet – der Pestizidabsatz ist in
Deutschland von 1996 bis 2016 von 35 000 auf 46 900 Tonnen gestiegen. Auch die Intensivierung von
Landwirtschaft und der Landschafts- und Flächenverbrauch tragen dazu bei. Aus diesem Grund ist
neben dem Bundesumweltministerium auch unsere Landesregierung aktiv geworden und hat ein
‚Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt‘ aufgelegt. Mit insgesamt 36 Mio. Euro
werden verschiedene Maßnahmen gefördert, z. B. die Schaffung und Vernetzung von geschützten
Lebensräumen, die Extensivierung der Kulturlandschaft und das Monitoring insbesondere der
Insektenbestände.


Darüber hinaus sind natürlich auch die Kommunen und Anwohner beim Schutz der Insektenvielfalt
gefragt. Seit einigen Monaten gehört Weinheim zu den etwa 250 Städten und Gemeinden in
Deutschland, die sich „Pestizidfreie Kommune“ nennen dürfen. Weinheim verzichtet bei der
Bearbeitung von Grünflächen schon seit 10 Jahren auf Pestizide, vor allem auch auf Glyphosat, und
macht dies ihrerseits bei Verpachtungen zur Bedingung. Auch bienenfreundliche Aktivitäten wie die
bienen- und insektenfreundliche Blühfläche im Schlosspark trugen zur positiven Bewertung bei. Da
wir in Dossenheim ja dieses Jahr nach einem Gemeinderatsbeschluss ebenfalls viele Bienenweiden
ausgesät und Samentüten verteilt haben, sollten unsere Gemeinde im kommenden Jahr alles
daransetzen, auch eine „offiziell pestizidfreie Kommune“ zu werden!

Und was können wir selbst unternehmen?

  •  heimische und an den Standort angepasste Arten pflanzen bzw. tolerieren, besonders die Bienen bedanken sich für Schneeglöckchen, Löwenzahn, Klee, Wegwarte, Sonnenblume und Aster oder Küchenkräuter wie Thymian, Lavendel und Borretsch sowie Beerensträucher und Obstbäume – Schottergärten sind naturfeindlich und auch verboten,
  •  Rasenflächen seltener mähen, Wiesen vor Juni möglichst gar nicht, und lassen Sie immer einige wilde Ecken stehen, nicht mulchen und Schnittgut abrechen,
  • Laub-, Holz- und Steinhaufen sowie kleine Wasserstellen anlegen,
  • selbst keine Pflanzen- und Insektengifte sprühen – fragen Sie beim Baumarkt oder Gartencenter Ihrer Wahl nach, wann dort bienengefährliche Produkte wie „Calypso“ und „Lizetan“ ausgelistet werden.
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