Vor fast 30 Interessierten im Rathaussaal fand vergangene Woche unser Vortrag zu Energiewende und Versorgungssicherheit statt. Referenten waren Willi Parstorfer, Andreas Stampfer und Alexander Fucker, die in den letzten 15 Jahren als Kommunalberater der NetzeBW in Dossenheim tätig gewesen sind. Die NetzeBW ist, vereinfacht gesagt, der autonome Teil des überwiegend im Landes- und Kommunalbesitz befindlichen Energieversorgers EnBW, der sich mit der regionalen und lokalen Verteilung von elektrischer Energie und Gas beschäftigt.
Der zweigeteilte Vortrag lenkte den Fokus auf einen Aspekt der Energiewende, der oft weniger beachtet wird als Standortdiskussionen für Energiegewinnungsanlagen oder notwendige, aber eben mit Kosten verbundene private Investitionen in Heizung oder Fahrzeuge: Anpassung und Ausbau der Versorgungsnetze angesichts eines sich grundlegend ändernden Angebots und deutlich zunehmender Nachfrage vor allem nach Elektrizität. Denn Klimaneutralität bedeutet nicht nur, dass die bisherige Stromerzeugung auf „regenerativ“ umgestellt werden muss. Sondern es müssen auch viele andere Bereiche wie Stahl- und Zement-Herstellung oder die chemische Industrie zu CO2-freien/-neutralen Prozessen wechseln. Und das geht nur mit Grünem Strom und grün gewonnenem Wasserstoff.
Die beiden Vorträge warteten mit vielen Zahlen und Berichten aus der Praxis auf: Wir brauchen nicht nur Stromtrassen, die Strom aus Norddeutschland zu uns leiten, auch innerhalb von Baden-Württemberg ist viel zu tun. Hoch- und Mittelspannungsleitungen wie auch Umspannwerke und „Trafostationen“ müssen ausgebaut und ergänzt werden, grob gesagt um etwa 50 %. Dabei gibt es nicht nur technische Herausforderungen: Allein die Standortsuche für eine Umspannstation in unserer Region dauerte vor nicht allzu langer Zeit fünf Jahre, Planung und Errichtung weitere fünf. Und auch Lieferengpässe sowie der Fachkräftemangel verzögern viele Projekte. Aus diesem Grund investiert die NetzeBW mit über 1200 Auszubildenden und dualen Studierenden in die Nachwuchsförderung. Und es gibt noch mehr gute Nachrichten: Trotz der massiv angestiegenen Anteile von Wind und Sonne an unserer Stromerzeugung ist die Netzstabilität in Baden-Württemberg weiter exzellent, Ausfallzeiten liegen im Minutenbereich pro Jahr. Und natürlich reduzieren diese Anlagen nicht nur klimaschädliche Emissionen, sondern auch volks- und betriebswirtschaftliche Kosten: Denn sie brauchen weder Öl, noch Kohle, Gas oder Uran zu importieren. Und der bei uns in Dossenheim spürbar steigende Eigenverbrauch von Solarstrom lässt den Stromverbrauch aus dem Netz vor Ort sinken und entlastet damit sowohl das Klima als auch den Netzbetreiber.
Immer wieder kam es auch zu engagierten Diskussionen, die zeigten, wie viel Fachwissen zum Thema es in Dossenheim mittlerweile gibt. Wir danken allen Gästen wie auch unseren drei Referenten sehr herzlich – und natürlich auch der NetzeBW für die gute Zusammenarbeit mit unserer Gemeinde in den letzten 15 Jahren.