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Diversität ist ein Wert an sich – Wie bringen wir unseren Wald durch den Klimawandel?

Vergangene Woche haben sich Vertreter*innen der 5 Gemeinderatsfraktionen und der Rathausspitze mit den für unseren Wald zuständigen Forstleuten getroffen, unter anderem dem neuen Leiter des Kreisforstamts, Manfred Robens, und Forstrevierleiter Michael Jakob. Anlass ist die neue „Forsteinrichtung“, also die demnächst zu beschließende Planung für die nächsten zehn Jahre.

Wunderschön, aber gefährdet: der Dossenheimer Wald (Foto: M. Delbrück)

Grundsätzlich hat der Wald vielfältige Aufgaben, die er erfüllen kann, wenn wir ihn richtig behandeln:

  • CO2-Speicher gegen Klimawandel
  • hochwertiges Baumaterial liefern, das CO2 aktiv aus der Atmosphäre entfernt
  • Artenvielfalt und Artenschutz
  • Freizeitwert
  • Mikroklima in der Metropolregion
  • regionaler Wasserspeicher

Es kommt darauf an, die Gewichtungen richtig zu setzen: Wenn wir des Artenschutzes wegen keine wirtschaftliche Nutzung der deutschen Wälder hätten (ein extremes Beispiel), müsste Deutschland entweder sein Holz vom Amazonas oder aus der Taiga beziehen oder aber den „klimapositiven“ Werkstoff Holz durch Beton oder Plastik ersetzen – dies wäre in der Summe eine ökologische Katastrophe. Andererseits würden ausschließlich am aktuellen Marktpreis orientierte großflächige Kahlschläge zwar Geld in die Gemeindekasse spülen, aber Artenschutz, Mikroklima und Wasserhaushalt schwer schädigen. Und dass sowohl zu viel als auch zu wenig Freizeitnutzung des Waldes unerwünschte Folgen haben würden, kann man sich leicht ausmalen.

Der Wald ist aber nicht nur eine große Hilfe gegen den Klimawandel, er ist selbst massiv von Erwärmung und häufigeren Wetterextremen bedroht. Dossenheim setzt seit Längerem vor allem auf Naturverjüngung, was wir Grünen immer begrüßt haben. Doch die Natur weiß nicht, wie schnell es wie viel wärmer wird, sodass der Forst dringend empfiehlt, trocken- und wärmetolerantere Arten bei uns anzusiedeln. Beispielsweise bei der Eiche bedeutet das auch Neupflanzungen auf freizuräumenden Flächen, denn dieser Zukunftsbaum braucht viel Licht in den ersten Jahren. Es geht übrigens nicht darum, klimaempfindliche Arten wie die Fichte ganz „auszumerzen“, sondern um eine Verschiebung – in Zukunft wird die Fichte ein Nischengewächs sein, dagegen könnte neben Douglasie und Eichenarten auch die Wildkirsche in einigen Jahrzehnten ein typischer Dossemer Waldbaum sein.

Es kommt also auch bei den Baumarten, genau wie in der Forststrategie, auf die richtige Mischung an. Forstamtsleiter Manfred Robens brachte es auf den Punkt: „Diversität ist ein Wert sich.“ Je mehr unterschiedliche Bäume im Wald wachsen, desto weniger anfällig ist der Wald für durch die Globalisierung immer häufiger auftretende neue Schädlinge und Pflanzenkrankheiten. Gleichzeitig bietet jede Baumart in ihrem „Kielwasser“ Lebensraum für eine Vielzahl von jeweils unterschiedlichen Tierarten – insbesondere Insekten. Unser heutiger Mischwald weist sogar eine deutlich größere Artenvielfalt als die riesigen Buchenwälder der mitteleuropäischen Steinzeit auf.

Doch trotz des grundsätzlich positiven Effekts der nachhaltigen Waldbewirtschaftung auf den Artenschutz: Es braucht auch Rückzugsräume im Wald, wo insbesondere die Tierwelt weder von Waldarbeiten noch von Freizeitsport und freilaufenden Haustieren gestört wird. Bisher haben wir in unserem Wald vor allem verteilte kleine Habitat- bzw. Alt- und Totholzzonen. Hinzu sollen jetzt größere sogenannte Refugien kommen. Uns Grünen ist wichtig, dass diese Bereiche in der Summe groß genug und wirksam vernetzt sind, damit sie ihre Aufgaben erfüllen können.

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