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Kunst und Kultur … verscheuert? Online-Diskussion mit Kulturstaatssekretärin Olschowski

Die Corona-Pandemie betrifft alle, aber nicht alle gleich. Zu den besonders betroffenen Gruppen zählen auch Künstlerinnen und Künstler und andere, deren Beruf mit „nicht systemrelevanten kulturellen Dienstleistungen“ verbunden ist.

Online-Diskussion über die Situation der Kultur in der Region (Screenshot: F. Tuncer)

Dossenheim engagiert sich seit Beginn der Krise verstärkt, etwa durch Bildankäufe über die Kommission Kunst oder Berichte in den Gemeindenachrichten, welche die fehlende Resonanz zumindest etwas auffangen sollen. Dies allein kann allerdings nicht verhindern, dass der Verlust praktisch aller nicht-digitalen Auftrittsmöglichkeiten und die Schließung von kulturellen Einrichtungen die materielle Existenzgrundlage von Kulturschaffenden und -pflegenden infrage stellen – und damit den Fortbestand des kulturellen Lebens unserer Gesellschaft. Hier sind Bund und Land gefragt, die verschiedene Not- und Förderprogramme aufgelegt haben. Wie gut greifen diese und wo lässt sich etwas verbessern? Zu diesen Fragen hat unser grüner Kreisverband Neckar-Bergstraße am letzten Freitag, den 28.1., eine Online-Diskussion veranstaltet.

Als Gast hatte unser Landtagsabgeordneter Uli Sckerl die baden-württembergische Staatssekretärin und ehemalige Rektorin der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Petra Olschowski eingeladen. Unter den 40 Kulturschaffenden und Interessierten aus der Region und darüber hinaus waren auch unsere Dossenheimer Bürgermeisterstellvertreterin Helga Waller-Baus und Gemeinderat Matthias Delbrück.

Olschowskis Vortrag und die anschließende Diskussion lassen sich vielleicht so zusammenfassen: Es gibt hilfreiche Unterstützung, aber in der konkreten Anwendung kann es haken und es gibt Luft für kluge neue Vorschläge. Bei den Kultur-Hilfsprogrammen war Baden-Württemberg mit der „Soforthilfe Kultur und Kreativwirtschaft“ bundesweit Vorreiter. Freiberufliche Künstler und Soloselbständige konnten dadurch pauschal 1180 Euro mtl. für den privaten Lebensunterhalt geltend machen und mussten nicht Hartz IV beantragen. Die Soforthilfe Corona richtete sich auch an private Kultureinrichtungen und Kulturvereine, etwa freie Ensembles, Privattheater, soziokulturelle Zentren, Kinos, Vereine, Museen und Galerien. Dieses wurde zwischenzeitlich durch Hilfsprogramme des Bundes abgelöst.

Aktuell arbeitet Olschowski an einem „Masterplan Kultur“, der neben den Hilfen auch Öffnungsperspektiven und neue Formen kultureller Angebote enthält. Auf die Soforthilfen folgte darüber hinaus ein „Notprogramm Kunst und Kultur“ mit einem Volumen von nochmals 40 Mio. Euro, das u. a. auch der Film- und Medienbranche und den Kinos zugutekommt.

Bei der anschließenden Diskussion berichteten Aktive aus den verschiedensten Kulturbranchen über die aktuell sehr schwierige Situation. „Der Hunger und die Sehnsucht nach Kultur“, so der Hirschberger Maler Karl-Heinz Treiber, Vorsitzender des Hirschberger Kulturfördervereins und grüner Bürgermeisterstellvertreter, „sind in dieser Zeit größer denn je“. Andere berichteten von Verfahrensproblemen: Es braucht offenbar für bestimmte Anträge die (kostenpflichtige) Beglaubigung durch ein professionelles Steuerbüro, was die Nettounterstützung mindert, manchmal sogar auffrisst.

Die Vorsitzende von livekultur mannheim e.V. Nadja Peter, schlug vor, Kulturschaffende als „Quereinsteiger“ am schulischen Online-Unterricht zu beteiligen. Als Mutter von „Homeschooling-Kindern“ habe sie erlebt, dass wegen Personalmangels der Online-Unterricht in den Kreativfächern immer wieder nicht zustande kommt. Am Ende zog Uli Sckerl das Fazit: „Wir nehmen aus dieser Runde viele Anregungen in die weitere Regierungs- und Parlamentsarbeit mit.“

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