Wer kennt es nicht? Gerade noch genoss man die Stille in den eigenen vier Wänden oder im Garten und auf einmal wird es laut. Zunächst darf man dem Konzert der Heckenscheren, Freischneider und Rasenmäher lauschen, danach haben Laubbläser und -sauger ihren Einsatz. Denn beim Nachbarn, am Streifen mit Straßenbegleitgrün vor dem Haus oder auf der kommunalen Grünfläche nebenan wird „Ordnung“ gemacht. In regelmäßigen Abständen, unabhängig davon, was da eigentlich wächst. Und genau das ist gefährlich, so Eike Grüber. Wieso das so ist und was man schon mit einfachen Mitteln besser machen kann, erläuterte er sogleich.
Zunächst einmal ist es ein Irrglaube, dass mit der Maschine bzw. der Heckenschere alles schneller ginge. Denn wer nicht gezielt mit einer guten Gartenschere oder einer mechanischen Säge schneidet, erzeugt viele unsaubere Schnittstellen und regt durch solch einen kräftigen Rückschnitt ein deutlich verstärktes Pflanzenwachstum an. Sträucher und Büsche treiben deshalb umso stärker aus und schon muss man erneut „Hand“ anlegen. Noch dazu lassen sich eben nicht alle Pflanzen über einen Kamm scheren. Um gesundes und kontrolliertes Pflanzenwachstum zu erreichen und sich am Ende viele unnötige Arbeitseinsätze zu sparen, muss man die natürliche Wuchsform einer Pflanze beachten und zudem den jeweils richtigen Zeitpunkt für einen Schnitt wählen. Wenn Sie kurz vor der Blüte schneiden, bleibt diese aus und die (ggf. leckere) Frucht natürlich auch. Für den Menschen ist dies schade, für unsere Insekten, die wir für ein gesundes Ökosystem und als Bestäuber vieler unserer Lebensmittel so dringend benötigen, verknappt sich dadurch das sowieso schon spärliche Nahrungsangebot noch zusätzlich. In der Folge finden auch unsere Singvögel nichts mehr zu naschen. Ein sogenannter Formschnitt birgt aber noch weitere Nachteile: Er lässt die Gehölze verkahlen bzw. verholzen. In dem immer dichteren Geflecht aus Zweigen gibt es dann kaum mehr Nistmöglichkeiten. Zwei Grafiken zeigten dies beim Vortrag sehr deutlich.
Weniger ist beim Rückschnitt also mehr. Wenn doch, dann bitte gleich richtig: Bei der Haselnuss, einem ökologisch sehr hochwertigen heimischem Gehölz, empfiehlt es sich etwa – wie bei vielen anderen Sträuchern auch – ganze Ruten herauszunehmen, und nicht beliebig auf Hüfthöhe zu kappen. Wem das nicht liegt, der sollte vielleicht andere Pflanzen für den eigenen Garten wählen. Zudem beträgt die maximal erlaubte Wuchshöhe für Hecken innerorts an der Grundstücksgrenze häufig 1,80 Meter. Um einen Strauch nicht künstlich kleinhalten zu müssen, ist daher ein passender Pflanzplan mit nicht zu hochwüchsigen Arten unerlässlich, natürlich auch unter Berücksichtigung der Licht- und Bodenverhältnisse. In Privatgärten gibt es leider oft nur wenig Platz. Dennoch bietet unsere natürliche Vielfalt an Arten und Wuchsformen auch für solche Bedingungen ein reichhaltiges Angebot, besonders im gut sortieren Fachhandel. Genauso oder vielleicht sogar noch mehr gilt das für den öffentlichen Bereich, denn auch auf kommunalen Flächen sollte mehr drin sein. Einheitsgrün mit dem zwar für Insekten und Vögel sehr interessanten Liguster (so er denn blühen darf …) und dem invasiven Neophyten Kirschlorbeer, der unsere heimische Artenvielfalt stark bedroht, stellt kein abgerundetes Gehölzkonzept dar.
Attraktive Farbtupfer mit prima Ökobilanz lassen sich im eigenen Garten und auf öffentlichen Flächen sehr gut durch Stauden einbringen. Diese blühen bunt und versorgen zahlreiche Insekten. Schottergärten sind selbstverständlich keine Option, sondern schaden unserem Mikroklima noch zusätzlich. Auch sind sie bei Weitem nicht so pflegeleicht, wie oft verbreitet wird.
Ein weiterer Aspekt wird erst nach dem Rückschnitt relevant: Wohin mit dem Schnittgut? Auch hier hatte Eike Grüber gute Nachrichten, denn erstens fällt durch cleveren, nachhaltigen Schnitt deutlich weniger Material an und zweitens sind Totholzhaufen, Benjes-Hecken und Igelburgen wertvolle ökologische Elemente. Sie lassen sich direkt vor Ort anlegen und ersparen Ihnen manchen Weg zum Recycling-Hof! Wer bei uns in Dossenheim eine Igelburg bewundern möchte, muss nur einmal durch den Mandelblütenweg zwischen Jahnstraße, Platanenweg, Richtung Feld spazieren, denn dieser Weg wird von Eike Grüber und seinen Kollegen betreut. Wie gut, dass sich zumindest für einige unserer tierischen Nachbarn die Lage auf dem Dossenheimer Wohnungsmarkt leicht entspannt hat …
Wir möchten Eike Grüber recht herzlich für diesen interessanten und inspirierenden Vortrag danken und würden uns über ruhigere, buntere Zeiten in Dossenheim sehr freuen.
Text: Alexa Feuchtenberger