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Schön oder nicht schön – das ist hier die Frage ...

Beim Thema Windkraft ist grade eine kleine Pause eingekehrt, nachdem die Bürgerinnen und Bürger bis zum 16.11. die Möglichkeit hatten, Einblick in die Pläne des Nachbarschaftsverbandes zu nehmen und Ihre Bedenken zu äußern. Aufgrund verschiedener Kriterien, wie etwa naturschutzrelevanter Untersuchungen oder der Beeinträchtigung des Flugverkehrs durch Windräder, wurden vorab 17 mögliche Konzentrationszonen im Gebiet des Nachbarschaftsverbands markiert.

Unsere Gemeinderäte haben nun die Gelegenheit genutzt und an einer Veranstaltung  mit dem Titel “Ästhetik der Energiewende“ in Frankfurt teilgenommen, die das heiß diskutierte Thema einmal ausschließlich aus diesem Blickwinkel beleuchtet hat.  Bisher wird das Thema ja in erster Linie von betriebswirtschaftlichen Überlegungen und technologischen Sachzwängen dominiert, aber vielen Menschen ist dieser Aspekt ebenfalls wichtig. 

Es äußerten sich drei Referenten zu dem Thema. Dr. Thomas Kirchhoff aus Heidelberg sprach über Nutzung, Voraussetzung und Grenzen der Windkraft und stellte dazu  seine Thesen auf. So hielt er u.a. fest, dass unter allen zu berücksichtigenden Schutzgütern wie Artenvielfalt, Biotope, Wasser, Boden, Klima/Luft  der Mensch und das Landschaftsbild zurücktreten. Er erläuterte, dass aus der Perspektive konservativer Landschaftsideale Windkraftanlagen (WKA) – wie aber auch jedwede andere industrielle Nutzung – die landschaftliche Eigenart beeinträchtigen, sei es durch Strommasten oder andere Energieanlagen (AKW, Kohlekraftwerke, Braunkohletagebau). Sie werden als  technisch-organische Fremdkörper und unharmonische Störung wahrgenommen. Aus der Perspektive universeller Vernunftsprinzipien des aufklärerischen Landschaftsbildes beeinträchtigen WKA die Natürlichkeit der Landschaft, können aber auch einen Zusatznutzen bieten (besonders bei Bürgerwindanlagen). Eine Minimierung des Eingriffes ins Landschaftsbild durch WKA ist vor allem durch geeignete Standortwahl möglich.

Dr. Ing. Gudrun Benneke- Architektin, Soziologin und Landschaftsplanerin stellte einige faszinierende Masterarbeiten vor, wie Windenergie ästhetisch schön in die Landschaft eingefügt werden kann (Evangelische Akademie Abt. Jerusalem in Braunschweig)

Prof. Dr. Schöbel-Rutschmann von der Technischen Universität München sprach über Landschaftsarchitektur und Freiräume, konzeptionelles Entwerfen von Landschaften, der Eleganz des Windrades( aus der Zeitschrift Architektur) und betonte, dass das Landschaftsverständnis eine kulturelle Entwicklung durchmacht durch interkulturelle/intersubjektive Wahrnehmung. Auch er stellte heraus, dass jede Form der Energieerzeugung die Landschaft verändert, ob Braunkohle, Wasserkraft, Photovoltaik, Windkraft, Biogas, Atom- oder Kohlekraftwerke. Das Thema Landschaftsästhetik wird zur Zukunftsdiskussion, denn Windräder lassen sich nicht verstecken und deshalb müssen WKA proportional und konzeptuell d.h. landschaftlich eingefügt werden.

Zusammengefasst kann man sagen, dass ein Zielkonflikt zwischen Ausbau der Windenergie und Erhaltung technikfreier Landschaft besteht, dessen Entschärfung Suffizienz erfordert (nicht nur ökonomische Kriterien sondern auch ästhetische).

Die Teilnehmer erfuhren weiterhin, dass es eine europäische Landschaftskonvention gibt, der aber Rußland und Deutschland nicht beigetreten sind.  Deshalb gibt es in Frankreich und Belgien Handlungsanleitungen, wie WKAs gut in die Landschaft einzufügen sind. 


Veranstaltungshinweis:

Wir laden hiermit alle Bürgerinnen und Bürger Dossenheims zu einer Matinee zum Thema „ Chancen für Windkraft an der Bergstraße“ ein. 

Termin: 26.1.2016, Rathaussaal Dossenheim

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