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Stellungnahme zur Schließung des Neubergbads

In einer zweiten richtungweisenden Entscheidung haben wir zusammen mit den Freien Wählern mit 12 gegen 9 Stimmen beschlossen, das geschlossene Schwimmbad in der Neubergschule nicht wieder zu eröffnen und dort zukünftig ohne Lehrschwimmbecken zu planen.

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Unsere Stellungnahme

Zunächst einmal vielen Dank an die Verwaltung und insbesondere Kai Kappek für die Vorlage. Für mich eine der besten Vorlagen der letzten Jahre. Wer sich mit der dort beschriebenen Sachlage beschäftigt hat, wird wahrscheinlich ganz automatisch ebenfalls auf die aktuelle Beschlussvorlage kommen. Wir Grünen stimmen dieser Beschlussvorlage zu. Ich will dies im Folgenden begründen.

Zunächst einmal nehmen wir alle Eltern und Lehrer ernst, deren Kinder dort schwimmen lernen oder gelernt haben oder auch Erwachsene, die da im Verein aktiv waren. Die Halle ist ein uriger Ort, gehört irgendwie zu Dossenheim und der Neubergschule und ist für viele bestimmt mit vielen schönen Erlebnissen verknüpft, zum Beispiel der Erinnerung, dort das Schwimmen erlernt zu haben. Wir Erwachsenen kennen sicher noch viele andere solche Orte aus unserer Kindheit, darunter auch viele, die es heute nicht mehr in dieser Form gibt.

Im Fall des Neubergbads gibt die Sachlage einen Weiterbetrieb in seiner jetzigen Form einfach nicht her. Wir haben gleich vier Probleme: die Sanierungskosten, die Unterhaltskosten, Umwelt- und Klimaschutz sowie die Raumsituation an der Neubergschule. Dazu kommt noch eine fünfte Tatsache: wenn man die harten Fakten sieht, benötigen wir die Schwimmhalle nicht.

Ich will nicht zu allen diesen Punkten etwas sagen. Vieles ist in der Vorlage schon sehr gut ausgeführt. Ich will nur einige Akzente setzen.

Sanierung

Wenn man das Schwimmbad in seiner heutigen Form sanieren würde, ginge das für uns Grüne nur mit einer umfassenden energetischen Sanierung des Gebäudes und einem umweltfreundlichen Heizsystem. Wir wollen doch nicht in ein paar Jahren wieder von vorne anfangen. Das müssten wir aber, denn wir müssen bis 2040 unseren Verbrauch von fossilen Energieträgern einstellen (das ist nur 17 Jahre weg). Hier ist mit weitaus höheren Kosten als den bisher veranschlagten 430.000 € zu rechnen. Das müssten wir uns schon sehr genau überlegen, insbesondere ob wir so viel Geld in dieses Gebäude investieren wollen. Das Erreichen der Klimaziele für Dossenheim ist mit zwei Bädern noch viel schwieriger als mit einem.

Nutzen

In der letzten Gemeinderatssitzung zu diesem Thema wurde von einer Reihe von Bürgern mit vielen Gefühlen argumentiert. Dies ging mir zum Teil deutlich zu weit. Politik darf nicht auf Gefühlen basieren, sondern muss auf Fakten beruhen. In der Vorlage ist eindeutig ausgeführt und durch harte Zahlen belegt, dass wir in Dossenheim vorerst ohne das Leerschwimmbecken auskommen können. Mein vierjähriger Sohn hat vor einigen Wochen im großen Schwimmbad das Schwimmen erlernt, in einem früheren Alter, als die meisten Schwimmkurse im Neubergbad stattfanden. Es ist möglich, im großen Schwimmbad das Schwimmen zu erlernen, tausende Kinder haben das getan, darunter auch meine beiden Kinder. Es wird und soll kein Kind weniger das Schwimmen lernen. Alle anderen Behauptungen sind nicht durch Fakten gedeckt.

Wirtschaftlichkeit

Das Lehrschwimmbecken hat eine Kostenquote von ca. 5 %, d. h., 5 % der Betriebskosten werden durch Einnahmen wieder hereingeholt. Das große Schwimmbad hat dagegen eine Kostenquote von 20 %. Nach der Gemeindeordnung von Baden-Württemberg §77, Absatz 2 sind wir angehalten, die Haushaltswirtschaft sparsam und wirtschaftlich zu führen. Ein Weiterbetrieb im bisherigen Modus wäre also schlicht gesetzeswidrig, insbesondere da wir das Bad eigentlich nicht benötigen. Dazu kommt noch: Durch die Schließung erhöht sich die Wirtschaftlichkeit des großen Bades noch mehr und der Gemeinkostenanteil sinkt. Nebenher schützen wir das Klima und entlasten die Gemeindekasse. Die Stadt Heidelberg betreibt übrigens laut eigener Homepage 3 Hallenbäder, Dossenheim bisher 2.

Kinderbetreuung

Aufgrund der unklaren Situation bei der Nachmittagsbetreuung und rund um das alte Hanna und Simeon Heim müssen wir das ganze Areal neu denken. Wir können nicht einfach nur ein Bad sanieren. Wir müssen in erster Linie unsere Pflichtaufgaben erfüllen – erst die Pflicht, dann die Kür. Hierzu gehört es, allen Dossenheimer Kindern eine Ganztagesbetreuung anbieten zu können. Ab 2026 sind wir dazu gesetzlich verpflichtet. Die Platzverhältnisse an der Neubergschule sind jedoch begrenzt. Wenn wir die Schule langfristig erhalten wollen, brauchen wir ein neues Raumkonzept. Eine Sanierung des Bades wäre völlig kontraproduktiv, da dies unsere Möglichkeiten für eine neue Struktur begrenzen würde. Eventuell müssen wir ja sogar mit einem Neubau arbeiten. Da brauchen wir kein saniertes Bad im Vorgängergebäude.

Fazit

Der Beschlussvorschlag fasst den einzig sinnvollen Beschluss. Die komplette Neukonzeption des Sport- und Betreuungsangebots. Dieses muss unserer Ansicht nach und nach heutiger Faktenlage ohne ein zweites Hallenbad für Dossenheim auskommen.

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