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Thesen zum weiteren Umgang mit Corona

Unser Fraktionssprecher Friedeger Stierle, der selbst jahrelang im Gesundheitswesen und insbesondere in der gesundheitspolitischen Politikberatung auf internationaler Ebene gearbeitet hat, hat uns auf dem letzten (Online-)Treffen unseres Ortsverbands auf ein interessantes Thesenpapier hingewiesen. Autor*innen sind Fachleute aus verschiedenen Disziplinen aus Gesundheitsforschung und Gesellschaftswissenschaften.

Die Heidelberger Neckarwiese am Ostersamstag (Foto: M. Delbrück)

Wir halten es für sehr wichtig, dass die Diskussion über das weitere Vorgehen in der Coronakrise jetzt demokratisch und mit breiter Beteiligung geführt wird, und hoffen, dass dies einen Anstoß dazu gibt. Die Ausführungen sind online unter der Kurzadresse https://t1p.de/vlks abrufbar.

Unter dem Titel „Datenbasis verbessern – Prävention gezielt weiterentwickeln – Bürgerrechte wahren“ zieht das Thesenpapier eine Bilanz der ersten Wochen einer Pandemie, die nicht beispiellos ist, aber so kein jetzt Lebender bisher erlebt hat. Die Ergebnisse lassen sich in den folgenden drei Thesen zusammenfassen:

  1. Wir wissen bisher noch nicht genug, um die Ausbreitung des Virus wissenschaftlich zuverlässig und zweifelsfrei beschreiben zu können. Deswegen brauchen wir einerseits unbedingt mehr und repräsentative Daten zu Infektionen und Krankheitsverläufen. Anderseits können wir die bisherigen Erkenntnisse nur eingeschränkt als Grundlage für politische Entscheidungen benutzen.
  2. Die bisherigen Präventionsmaßnahmen (generelle „Sozialdistanz“) waren das Beste, was man ohne fundiertes Wissen machen konnte. Wir brauchen jetzt aber spezifische Konzepte, um Probleme wie Ansteckungen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie bei medizinischem Personal gezielt anzugehen; auch die Tatsache, dass immer wieder und schwer vorhersehbare, räumlich begrenzte „Hotspots“ von Infektionen und Krankheitsfällen auftreten, gehört dazu. Ebenso muss der Begriff der „Risikopersonen“ konkretisiert und weiterentwickelt werden. Schließlich sind flexible und kurzfristig einsatzbereite Spezialteams nötig, die bei neu auftretenden Krankheitsherden direkt eingreifen können.
  3. Der generelle „Shutdown“ des gesellschaftlichen Lebens führt mit der Zeit nicht nur zu einer massiven Wirtschaftskrise, sondern auch zu großen Ungleichheiten und kann das Vertrauen in die Demokratie untergraben. In die anstehenden Entscheidungen müssen daher sowohl Expert*innen aus einem breiten Wissensspektrum als auch die gesellschaftlichen Gruppen einbezogen werden. Bürgerrechte und Gesundheit dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden! Die Heidelberger Neckarwiese am Ostersamstag (Foto: M. Delbrück)      
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