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Verkehrswende? Geht.

Wer viel Fahrrad und/oder OEG fährt, hat es vielleicht gar nicht gleich bemerkt. Wer viel im Auto sitzen muss und/oder möchte (insbesondere wenn es schnell durch Dossenheim durchgehen soll), schon eher. Und wer an der B3 wohnt, ganz bestimmt:

Vielleicht nicht das allerattraktivste Fotomotiv in unserem schönen Ort. Aber wichtig. (Foto: G. Debove)

Im Ortsinneren gilt seit letzter Woche Tempo 30 auf der B3. Dass dies in Deutschland ein Reizthema darstellt, ist allen klar, die in Deutschland groß geworden sind – anderen Menschen nicht unbedingt. Entsprechend viele Meinungsäußerungen sind mittlerweile im Rathaus eingegangen. Hier ist unsere Meinung.

Auf dem Weg zur über-lebenswichtigen Klimaneutralität unserer Gesellschaft sind effiziente Lösungen für die Bereiche Verkehr, Wärme- und Stromversorgung die drei großen Herausforderungen. Von diesen ist der Verkehr möglicherweise am schwierigsten anzugehen. Und das bei Weitem nicht nur aus psychologischer Sicht, sondern weil technische Fragen sich mit der gesamten mobilitätsgeprägten Organisation unseres heutigen Zusammenlebens verquicken. Klar ist nur: Die Treibhausgas-Emissionen müssen auch im Verkehr auf 0 sinken und dies ist ohne Reduktion der wie auch immer gefahrenen Kilometer kaum vorstellbar. Aus diesem Grund stehen wir Grünen dem (Auto-)Fahren als absolutem Freiheitsrecht skeptisch gegenüber. Obwohl die Freiheit für uns ein sehr hohes Gut ist. Und deshalb ist weniger, verbrauchsärmer und gemeinsam Fahren in unseren Augen eine wichtige Übung für die einzig mögliche, nämlich klimaneutrale Zukunft. Genau aus diesem Grund  halten wir Tempolimits im Individualverkehr grundsätzlich für sinnvoll.

An dieser Stelle beißt sich die Diskussion mit anders denkenden und vielleicht auch anders lebenden Menschen leider oft fest. Daher zwei andere Gedanken. Der eine ist der Grund, warum wir ganz konkret jetzt Tempo 30 auf „unserer“ B3 haben: der Lärmaktionsplan. Als Gemeinde ist Dossenheim seit einer Reihe von Jahren verpflichtet, etwas gegen die Lärmbelastung im Ort zu tun. Verschiedene Untersuchungen und Gutachten haben festgestellt, dass im Bereich der B3 die Belastung mit Abstand am größten ist und ein Tempolimit die einzig realistische Chance, den Lärm auf ein erträgliches und gesetzlich erlaubtes Maß herunterzubekommen. Würden wir das nicht tun, würden wir gesetzwidrig handeln. Letztlich steht hier Freiheit der Durchfahrenden gegen Gesundheit der Wohnenden. Auch in dieser Wertentscheidungen stehen wir Grünen auf der Seite von Gesundheit und Bevölkerung.

Doch das Thema „Gesundheit“ hat auch einen weiteren, noch gravierenderen Aspekt: die Verkehrssicherheit. Immer wieder sperren Anwohnende Durchgangsstraßen eigenmächtig ab, wenn dort z. B. Kinder zu Schaden oder zu Tode gekommen sind. In Dossenheim ist das zwar glücklicherweise seit Langem nicht mehr an der B3 geschehen. Allerdings – wer würde behaupten, dass da nicht auch wirklich viel Glück im Spiel war bei beständigen Ortsdurchfahren mit Tempo 60? Genau das ist ja der gute Grund für die Tempo-30-Zonen in Wohngebieten. Dass jetzt Dossenheim Ost und West in der Verkehrssicherheit zusammenwachsen können, ist ganz definitiv ein großes Glück. Es wächst sozusagen zusammen, was längst zusammengehört.

Dass außerdem mit dieser Maßnahme der Fahrradverkehr in und durch Dossenheim ebenfalls wesentlich sicherer und attraktiver wird, begrüßen wir übrigens ausdrücklich. Der dient nämlich Klimaschutz und Gesundheit.

Bei allem Verständnis für Unannehmlichkeiten, wenn die Fahrt durch Dossenheim einige Minuten länger dauert: Das neue Tempolimit schützt Anwohnerinnen und Anwohner, Kinder und andere Personen ohne Knautschzone sowie Gesundheit und Klima. Ein Schritt zur Verkehrswende? Ja. Geht.

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