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Einnahmen aus Photovoltaik für Dossenheim


Einstimmig beschloss der Gemeinderat am vergangenen Dienstag die Errichtung einer Photovoltaikanlage auf Mehrfamilienhäusern in der Uhlandstraße durch ein ortsansässiges Unternehmen - gerade rechtzeitig, um noch vor dem 01. Juli 2010 den aus Sonnenkraft gewonnenen Strom ins Netz einzuspeisen und damit in den Genuss der höheren Einspeisevergütung von 39,1 ct/kwh zu kommen. Für alle nach dem 1.7. in Betrieb genommenen Anlagen wird die Vergütung dann 32,85 ct/kwh betragen.


Bevor die Entscheidung getroffen wurde, legte Dr. Klaus Keßler, Geschäftsführer der KliBa ausführlich dar, wie hoch der finanzielle Gewinn für die Gemeinde sein wird. Demzufolge wird bei einer Finanzierung über 20 Jahre schon im zweiten Jahr ein kleiner Nettogewinn in die Kasse des Kämmerers fließen. Bei einer Finanzierung über 10 Jahre wäre der Gesamtgewinn zwar höher, aber in diesem Falle fiele der erste Gewinn für die Gemeinde erst im 10. Jahr an. Die Entscheidung darüber wird im Haupt- und Finanzausschuss fallen. Auf die Frage nach Garantien wies Herr Dr. Kessler daraufhin, dass die installierten Solarzellen zwar mit zunehmendem Alter weniger Strom liefern, die Hersteller aber eine Leistungsgarantie von 80% auch nach 20 Jahren geben. Die durchschnittliche Lebensdauer von kristallinen Solarzellen wird in Fachkreisen auf über 30 Jahre geschätzt.


So erfreulich der finanzielle Gewinn für die Gemeinde in Zeiten sinkender Steuereinnahmen natürlich ist, beschränkt sich der Nutzen der Photovoltaik aber nicht nur darauf. Die Sonne schickt uns seit Milliarden Jahren ihre Energie zum Nulltarif auf die Erde und wird dies auch noch lange Zeit tun. Die zunehmende Anzahl von Förderprogrammen zur Photovoltaik in vielen Ländern auf der gesamten Welt beweist, dass das Solarstrompotenzial international zunehmend erkannt wird. Momentan liegt der Solarstromanteil in Deutschland bei 1 % der erzeugten Energiemenge. In Zeiten der globalen Erderwärmung als Folge des übermäßigen CO2-Ausstoßes der Industrieländer hat das von der damaligen rot-grünen Bundesregierung beschlossene Erneuerbare-Energien-Gesetz in Deutschland auch eine Vorbildwirkung auf andere Länder. Es ist zu erwarten, dass mit zunehmender Anzahl installierter Module nicht nur die Preise sinken werden, sondern auch deren Effizienz steigen wird. Die in Dossenheim zu installierende Anlage wird eine Leistung von über 30,6 KWp haben. Das entspricht einer Senkung des CO2-Ausstoßes um 18 Tonnen pro Jahr. Bei 30 Jahren Gesamtlaufzeit der Anlage bedeutet dies eine Nettoentlastung von über 400 Tonnen CO2, worin die bei der Herstellung und Errichtung erzeugte CO2-Menge bereits enthalten ist. (lt. Umrechnungstabelle SolarOne).


Auch die häufig gestellte Frage nach der Entsorgung konnte relativ einfach beantwortet werden: Eine EU-Richtlinie verpflichtet die Hersteller von Elektroartikeln einschließlich Photovoltaikkomponenten zur kostenlosen Rücknahme. Für die Rückgewinnung des hoch­wertigen Siliziums und anderer Wertstoffe aus den Photovoltaikmodulen nahm z. B. die Deutsche Solar AG schon 2003 eine Recyclinganlage in Betrieb. Sondermüll fällt also nicht an.


Auf einen sehr interessanten und häufig nicht erwähnten Aspekt wies Herr Dr. Kessler in seinen Ausführungen hin. Man kann den erzeugten Strom auch teilweise selbst nutzen und bei dieser Konstellation gibt es auch nach dem 1. 7. 2010 keine Reduzierung der Vergütung für den restlichen eingespeisten Strom von derzeit 22,76 ct/kwh. (Quelle: KliBa). Bei den zu erwartenden steigenden Preisen für elektrische Energie kann eine Photovoltaikanlage für Privathaushalte also eine durchaus lohnende Investition sein. Schließlich werden durch die Erzeugung des Stroms direkt beim Verbraucher weniger Leitungskapazitäten benötigt, was eine zusätzliche Ressourcenschonung bedeutet. Auskünfte erteilt die KliBa.


Bleibt die Frage nach der Ästhetik. Nicht jedem gefällt es, wenn die Dächer voller Photovoltaikmodule sind und Biomasseanlagen oder Windparks entstehen. Aber auch den rauchenden Schornstein eines Kohlekraftwerks möchte niemand vor der Tür haben, von einem Kernkraftwerk ganz zu schweigen. Wir sind es gewohnt, dass der Strom aus der Steckdose kommt, unsichtbar und scheinbar sauber. Aber wie viel einfacher und billiger ist die Demontage eines Photovoltaikmoduls oder Windkraftrades im Gegensatz zur milliardenschweren Entsorgung radioaktiver Abfälle und gar dem Rückbau eines Atomkraftwerks. Und wenn man bedenkt, dass bei einem Unfall mit einem Photovoltaikmodul keine gravierenden Umweltschäden für Hunderttausende Menschen drohen, wie dies bei einem GAU in einem AKW der Fall wäre, dann kann man dem Anblick eines Solardachs viel Positives abgewinnen.


Wir von Bündnis90/Die Grünen begrüßen den Beschluss des Gemeinderats, den Auftrag an die Firma Schulz aus Dossenheim zu vergeben. Dies ist eine unmittelbare Förderung des Mittelstandes im Ort mit Zukunftstechnologien, wie wir es auch in unserem Wahlprogramm mit den 3 Es (Einsparung, Effizienz, Erneuerbare Energien) formuliert haben. Wir stehen dafür ein, dass noch weitere Photovoltaikanlagen entstehen und freuen uns über die angekündigte Unterstützung der Verwaltung bei diesem Vorhaben. Im Rahmen der geplanten Zukunftswerkstatt werden wir unsere Forderung nach einer CO2-freien Gemeinde erneuern und mit Leben erfüllen. So muss bei Nachrüstungen oder Neuanschaffungen auf eine hohe Effizienz geachtet werden und es ist gut vorstellbar, dass z. B. der Bauhof mittelfristig auf Elektrofahrzeuge mit eigener Solartankstelle umsteigt.

 


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